Ingenieurbauwerke prägen unsere Landschaft, sind Meisterwerke technischer Kreativität und zeugen von der Innovationskraft vergangener Generationen. Brücken, Türme und Tunnel verbinden nicht nur Orte, sondern auch Zeiten, indem sie uns an das reiche Erbe der Ingenieurskunst erinnern. Gerade in Brandenburg gibt es herausragende Bauwerke, die von großer historischer und technischer Bedeutung sind. Drei dieser Bauwerke wurden von der Bundesingenieurkammer mit dem Titel „Historisches Wahrzeichen der Ingenieurbaukunst in Deutschland“ ausgezeichnet – eine besondere Ehre, die ihre Bedeutung für die Baukultur unterstreicht.
Seit 2007 würdigt die Bundesingenieurkammer Bauwerke, die mindestens 50 Jahre alt sind und auf dem Gebiet der Bundesrepublik Deutschland stehen, mit dieser Auszeichnung. Ziel ist es, die Leistungen der Ingenieurinnen und Ingenieure sichtbar zu machen, die diese beeindruckenden Bauwerke erschaffen haben. Zu den ausgezeichneten Bauwerken gehört auch die feierliche Enthüllung einer Ehrentafel, die dauerhaft an den historischen Wert des Bauwerks erinnert. Zudem wird eine Publikation in der Schriftenreihe zu den Historischen Wahrzeichen der Ingenieurbaukunst veröffentlicht, die die Geschichte und die technischen Besonderheiten der Bauwerke dokumentiert.
Die Initiative wird durch das Bundesministerium für Wohnen, Stadtentwicklung und Bauwesen unterstützt und stellt eine wertvolle Würdigung der technischen Baukunst dar. Brandenburg, mit seinen einzigartigen Ingenieurbauwerken, leistet damit einen bedeutenden Beitrag zur Ingenieurbaukunst in Deutschland und inspiriert künftige Generationen, die Zukunft auf dem Fundament des Erreichten zu gestalten.
Am 17. Oktober 2024 wurde das Nähmaschinenwerk Wittenberge als „Historisches Wahrzeichen der Ingenieurbaukunst in Deutschland“ gewürdigt. Mit dieser Auszeichnung wurde nicht nur die bedeutende Architektur, sondern auch die herausragende Ingenieurleistung gefeiert, die die industrielle Entwicklung Brandenburgs entscheidend geprägt hat.Das Hauptgebäude, entworfen von Paul Thiele und realisiert von der Wayss & Freytag AG, war 1907 ein Meilenstein im Eisenbetonskelettbau. Dieses architektonische Meisterwerk wurde sogar von Walter Gropius wegen seiner innovativen Bauweise gelobt. Nun wird es als erster Fabrikbau in der Geschichte dieser Auszeichnung besonders geehrt.Neue Broschüre zur BaugeschichteParallel zur Verleihung erscheint eine neue Broschüre, die das Nähmaschinenwerk und seine Baugeschichte detailliert beleuchtet. Der Industriearchäologe Sven Bardua hat in aufwendiger Recherche spannende neue Erkenntnisse zusammengetragen. Die Broschüre bietet auf 124 Seiten und mit 106 Abbildungen einen faszinierenden Einblick in die Geschichte des Werkes, das Wittenberge bis heute prägt. Ein Muss für alle, die sich für Ingenieurbaukunst und industrielle Architektur interessieren!
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Die sogenannte „Moschee“ wurde zwischen 1841 und 1843 errichtet und gilt als ein Meisterwerk der technischen Baukunst des 19. Jahrhunderts. Sie symbolisiert die innovative Zusammenarbeit von Architekt und Ingenieur, bei der die Maschine nicht nur in das Gebäude integriert, sondern auch als tragendes Element konzipiert wurde. Obwohl ein erstes Pumpwerk unter Friedrich II. im Jahr 1749 scheiterte, konnte der Mathematiker Leonhard Euler dabei die Bernoulli-Gleichung erstmals praktisch anwenden.
Ein Jahrhundert später gelang es, die Anlage so zu dimensionieren, dass sie dauerhaft die Wasserspiele speisen konnte. Herzstück war eine Borsigsche Dampfmaschine, die bis heute funktionsfähig ist, ebenso wie ein Großteil der originalen Rohrleitungen.
Das Alte Schiffshebewerk Niederfinow an der Havel-Oder-Wasserstraße, nordöstlich von Berlin, überwindet eine Geländestufe von 36 Metern und ist das älteste noch in Betrieb befindliche Schiffshebewerk der Welt. Seit seiner Fertigstellung 1934 arbeitet es nahezu störungsfrei und gilt als beeindruckendes Beispiel der Ingenieurskunst.
Das Hebewerk hebt und senkt Schiffe bis zu 1.000 Tonnen Gewicht mithilfe eines gewaltigen Trogs, der zwischen zwei Stahlgerüsten bewegt wird. Der Kraftaufwand wird durch Gegengewichte minimiert, eine Technik, die auf jahrhundertealte Prinzipien der Kraftersparnis zurückgreift. Dank der Erfindung des Loebellschen Drehriegels konnte diese technische Herausforderung gemeistert werden.
Das Schiffshebewerk Niederfinow bleibt ein lebendiges Denkmal deutscher Ingenieurbaukunst.