Die Bauwirtschaft steht vor einem Paradigmenwechsel: Klimawandel, Ressourcenknappheit und steigende Baukosten erfordern ein Umdenken in der Art und Weise, wie wir Gebäude planen, konstruieren und wiederverwerten.
In der Hauptstadtregion Berlin-Brandenburg zeigt ein innovatives Forschungsprojekt, wie eine nachhaltige, ressourcenschonende Bauweise funktionieren kann. ProtoPotsdam, ein Pavillon der gemeinnützigen Organisation Bauhaus Erde, dient als lebendiges Experimentierfeld für kreislaufgerechtes Bauen mit regionalen und wiederverwendbaren Materialien.
Nachhaltigkeit beginnt bei der Materialwahl
Bereits das Fundament des Pavillons erzählt die Geschichte eines neuen Bauverständnisses: Statt einer konventionellen Betonplatte nutzt das Gebäude eine Grundlage aus recyceltem Betonschotter und Ziegeln eines abgerissenen Bauernhofs aus Schwedt. Die Wände bestehen aus Lehmsteinen, die aus Bauaushubmaterial in Berlin-Marzahn gefertigt wurden – ein Material, das in großen Mengen vorhanden ist, aber bislang wenig genutzt wird. Dank neuer technischer Entwicklungen und Zertifizierungen können diese Lehmsteine nun sogar für mehrgeschossige Gebäude der Klassen 1 bis 4 eingesetzt werden.
Besonders hervorzuheben ist die innovative Nutzung von Robinienholz als tragendes Element. Dieses regionale Holz ist extrem witterungsbeständig und könnte eine nachhaltige Alternative zu herkömmlichen Bauhölzern darstellen. Allerdings fehlen bisher allgemeine bauaufsichtliche Zulassungen, sodass jedes verbaute Stück individuell geprüft werden musste – ein Hindernis, das in Zukunft durch neue Zertifizierungsprozesse überwunden werden könnte.
Bauen für die Zukunft: Vom Experiment zur Praxis
Der Forschungsbau in Potsdam zeigt eindrucksvoll, dass zirkuläres Bauen nicht nur ein theoretisches Konzept ist, sondern bereits heute erfolgreich umgesetzt werden kann. Doch was bedeutet das für größere Bauprojekte in Brandenburg?
Der Pavillon als Dialogplattform für eine nachhaltige Baukultur
ProtoPotsdam ist nicht nur ein innovativer Bau, sondern auch ein Ort des Austauschs. Geplant sind Workshops, öffentliche Vorträge und eine Dauerausstellung, die Fachleute und interessierte Bürger*innen dazu einlädt, über die Zukunft des Bauens nachzudenken. Das Projekt macht deutlich: Die Hauptstadtregion ist nicht nur ein Materialfundus, sondern auch ein Labor für eine klimafreundliche Bauwirtschaft.
Quelle: https://kurzlinks.de/73lb