Seegras als nachhaltiger Dämmstoff: Innovation und Tradition vereint

In der Bauindustrie erlebt Seegras als nachhaltiger Dämmstoff eine Renaissance. Das Naturmaterial, das seit Jahrhunderten für Polsterungen und Dachisolierungen verwendet wird, gewinnt heute wieder an Bedeutung. Angesichts des steigenden Bedarfs an umweltfreundlichen Baumaterialien rückt Seegras zunehmend in den Fokus von Planenden.

Was ist Seegras?

Seegras ist keine Alge, sondern eine marine Pflanze, die in Küstengewässern wächst und dichte Unterwassermatten bildet. Diese Pflanze ist weltweit in über 150 Ländern zu finden, darunter auch in den Gewässern des Mittelmeers und der Ostsee. Besonders das Neptungras (Posidonia oceanica) aus dem Mittelmeer und das Seegras aus der Ostsee haben sich als wertvolle Rohstoffe für die Herstellung von Dämmmaterialien etabliert.

Vorteile von Seegras als Dämmstoff

Seegras überzeugt durch seine natürlichen Eigenschaften, die es zu einem idealen Baustoff machen. Durch den hohen Salzgehalt verfügt es über einen natürlichen Brandschutz, was den Einsatz von chemischen Flammschutzmitteln überflüssig macht. Zudem ist Seegras diffusionsoffen, kapillaraktiv sowie schädlings- und schimmelresistent. Diese Eigenschaften machen es besonders geeignet für den Einsatz in ökologischen Neubauten und in der Sanierung von Altbauten.

Die Wärmeleitfähigkeit von Seegras liegt zwischen 0,039 und 0,046 W/(mK), was es zu einem leistungsfähigen Dämmstoff macht. Durch seine hohe Rohdichte bietet es außerdem hervorragenden Schall- und sommerlichen Wärmeschutz. Diese Kombination von Eigenschaften macht Seegras zu einem vielseitigen und robusten Material für verschiedene Dämmanwendungen.

Nachhaltigkeit und Umweltfreundlichkeit

Ein wesentlicher Aspekt, der Seegras als Dämmstoff besonders attraktiv macht, ist seine Umweltfreundlichkeit. Im Gegensatz zu synthetischen Dämmstoffen ist Seegras ein nachwachsender Rohstoff, der ohne großen Energieaufwand verarbeitet werden kann. Die Verarbeitung des Materials erfolgt meist vor Ort, was lange Transportwege und damit verbundene CO2-Emissionen reduziert.

Das gesammelte Seegras wird an den Küsten von Albanien, Tunesien oder Dänemark eingesammelt, gereinigt und getrocknet, bevor es als Dämmmaterial auf Baustellen in Deutschland und anderen Ländern zum Einsatz kommt. Besonders bemerkenswert ist, dass für die Dämmstoffproduktion nur angespültes Seegras verwendet wird, sodass die marinen Ökosysteme geschont werden.

Anwendungsgebiete und Bauvorschriften

Seegras eignet sich sowohl für den Einsatz in Neubauten als auch für die Sanierung von Bestandsgebäuden. Es kann als Einblasdämmung, Schüttdämmung oder Stopfwolle verwendet werden. Besonders in Fachwerk- und Holzständerkonstruktionen bietet es durch seine hohe Diffusionsoffenheit Vorteile. Auch als Zwischensparrendämmung bei geneigten Dächern ist Seegras gut geeignet.

In Deutschland ist das Mittelmeer-Seegras des Herstellers Neptutherm seit 2010 zur Wärmedämmung zugelassen. Für Ostsee-Seegras wird aktuell eine bauaufsichtliche Zulassung angestrebt. Diese Entwicklung unterstreicht das wachsende Vertrauen in Seegras als nachhaltigen und effektiven Dämmstoff.

Fazit: Seegras als Baustoff der Zukunft

Seegras kombiniert traditionelle Bauweisen mit modernen Anforderungen an Nachhaltigkeit und Energieeffizienz. Planende, die auf der Suche nach umweltfreundlichen Baumaterialien sind, finden in Seegras eine natürliche, nachhaltige und vielseitige Alternative zu konventionellen Dämmstoffen. Die Vorteile von Seegras – von seiner natürlichen Brandschutzfunktion über seine Umweltfreundlichkeit bis hin zu seinen hervorragenden Dämmeigenschaften – machen es zu einem Baustoff der Zukunft, der das Potenzial hat, die Baubranche nachhaltig zu verändern.

Durch den Einsatz von Seegras als Dämmstoff können nicht nur ökologische Bauprojekte realisiert werden, sondern es wird auch ein wichtiger Beitrag zum Schutz unserer Umwelt geleistet.

Quelle: https://kurzlinks.de/qzup

© Ina | AdobeStock
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