Der moderne Holzbau erlebt einen Aufschwung – nicht nur im Wohnungsbau, sondern auch bei öffentlichen Gebäuden wie Schulen, Kindergärten oder Bürobauten. Der nachwachsende Baustoff Holz überzeugt durch Nachhaltigkeit, CO₂-Bindung und die Möglichkeit des regionalen Anbaus.
Doch je größer die Räume, desto größer die technischen Herausforderungen, insbesondere bei weitgespannten Holzdecken. An dieser Schnittstelle von Baupraxis und Forschung setzt das aktuelle Projekt der Hochschule Biberach (HBC) an: „Optimierung der Schwingungs- und Schallbemessung von weit gespannten Holzdecken durch Messungen an ausgeführten Objekten“, kurz SchwallBe.
Zielsetzung des Projekts
Weitgespannte Holzdecken über sieben Meter eröffnen Architekturbüros und Bauingenieur:innen neue Möglichkeiten für flexible Raumkonzepte. Die Erfüllung akustischer und statischer Anforderungen bei gleichzeitig wirtschaftlicher Bauweise ist jedoch eine anspruchsvolle Aufgabe. Professorin Dr.-Ing. Patricia Hamm und ihr Team vom Institut für Holzbau (IfH) der HBC wollen mit ihrem dreijährigen Forschungsprojekt diese Herausforderungen genauer untersuchen. Unterstützt von der Hochschule für Technik Stuttgart, analysieren die Forscher:innen das reale Schwingungs- und Schallverhalten von Holzdecken, um die Planungssicherheit zu verbessern und gleichzeitig den Materialeinsatz zu optimieren.
Relevanz für Ingenieur:innen und die Bauwirtschaft
Die Ergebnisse des Projekts sind nicht nur wissenschaftlich, sondern auch praktisch relevant. Die Optimierung von Schwingungs- und Schallverhalten spielt eine entscheidende Rolle für den Komfort von Nutzer:innen und die Wirtschaftlichkeit von Gebäuden. Traditionell wurde bei weitgespannten Decken oft mit überdimensionierten Querschnitten gearbeitet, was hohe Kosten verursacht und die Vorteile des Holzbaus relativiert. Ziel der Forschung ist es, differenzierte Bemessungsansätze zu entwickeln, die als praxisnahe Hilfestellung für Planungsbüros und Bauunternehmen dienen können.
Ein weiterer zentraler Aspekt ist der Transfer der gewonnenen Erkenntnisse in die Praxis. Durch die Zusammenarbeit mit der Holzbau-Offensive Baden-Württemberg und anderen Partner:innen aus der Branche entsteht eine direkte Verbindung zwischen Forschung und Anwendung.
Methodik: Datenbank und KI als Werkzeuge der Zukunft
Um fundierte Empfehlungen zu entwickeln, plant das Team, 50 ausgeführte Holzdecken in bestehenden Gebäuden zu analysieren. Die gewonnenen Messdaten werden in eine umfangreiche Datenbank eingepflegt, die den Planer:innen als Entscheidungshilfe dienen soll. Besonders spannend: Die Daten sollen mithilfe von Künstlicher Intelligenz ausgewertet werden. Durch diese Kombination aus empirischer Forschung und moderner Technologie leisten die Forschenden einen Beitrag zur Digitalisierung der Baubranche und zur Innovationsstrategie des Landes Baden-Württemberg.
Kooperationen und internationale Perspektiven
Neben Projekten in Baden-Württemberg wollen die Forschenden auch Gebäude in der Schweiz und Österreich untersuchen. Die breite internationale Perspektive ermöglicht es, regionale Unterschiede im Holzbau zu berücksichtigen und die Ergebnisse auf ein breites Spektrum von Anwendungen auszudehnen. Die enge Zusammenarbeit mit Unternehmen, Hochschulen und Holzbauverbänden stellt sicher, dass die Forschungsergebnisse direkt in die Praxis umgesetzt werden können.
Innovation und Nachhaltigkeit im Holzbau
Das Forschungsprojekt SchwallBe unterstreicht die Bedeutung innovativer Ingenieurarbeit im Holzbau. Durch die Optimierung von weitgespannten Holzdecken können nicht nur Material und Kosten gespart werden, sondern auch die Akzeptanz für Holz als Baustoff weiter gesteigert werden. Die Brandenburgische Ingenieurkammer begrüßt solche wegweisenden Projekte, da sie die nachhaltige Transformation der Bauwirtschaft fördern und gleichzeitig das Know-how der Ingenieur:innen erweitern.
Planende und ausführende Ingenieur:innen sind herzlich eingeladen, sich aktiv an der Forschung zu beteiligen – sei es durch die Bereitstellung von Praxisbeispielen oder die Nutzung der späteren Ergebnisse. Gemeinsam können wir den Holzbau der Zukunft gestalten.
Quelle: https://kurzlinks.de/ojm6
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