Am 17. Oktober 2024 wurde das Nähmaschinenwerk Wittenberge feierlich als „Historisches Wahrzeichen der Ingenieurbaukunst in Deutschland“ ausgezeichnet. Diese Ehrung ist eine besondere Auszeichnung im Rahmen der Initiative der Bundesingenieurkammer, welche bedeutende Ingenieurbauwerke in den Fokus der Öffentlichkeit rückt. Identität unserer Regionen bei.
Die Verleihung fand unter großer Beteiligung von rund 100 Gästen statt und wurde durch die Brandenburgische Ingenieurkammer tatkräftig unterstützt. Damit ist das Nähmaschinenwerk bereits das dritte Bauwerk in Brandenburg, das diese prestigeträchtige Anerkennung erhält.
Ein Meisterwerk der Ingenieurskunst mit reicher Geschichte
Das Nähmaschinenwerk in Wittenberge, dessen markantes Gebäude 07 im Jahr 1907 errichtet wurde, ist nicht nur ein Zeugnis der industriellen Geschichte Deutschlands, sondern auch ein beeindruckendes Beispiel für innovative Ingenieurbaukunst. Besonders hervorzuheben ist der Eisenbetonskelettbau des Hauptgebäudes, das bereits in der damaligen Zeit als architektonisch fortschrittlich galt. Kein Geringerer als Bauhaus-Architekt Walter Gropius lobte die klare, funktionale Gestaltung des Baus.
Das Werk war von Beginn an nahezu autark: Mit eigenem Kraftwerk, einem angeschlossenen Hafen und einer Werkbahn ausgestattet, konnte es unabhängig vom öffentlichen Versorgungsnetz operieren. Ein weiteres Highlight der technischen Ausstattung war die seit 1922 dokumentierte Wasserversorgung inklusive einer Kläranlage, die noch heute in Betrieb ist. Die unterirdischen Tunnelanlagen, die für einen wetterunabhängigen Transport zwischen den Gebäuden sorgten, unterstreichen die durchdachte Planung und Weitsicht der Ingenieure jener Zeit.
Technische Innovationen und historische Bedeutung
Besonders interessant für Fachleute ist die Konstruktion des Gebäudes 07, das mit eingebetteten Ankerschienen in den Eisenbetonunterzügen ausgestattet ist. Diese Schienen dienten einst als Aufhängesysteme für Transmissionen, die ein zentraler Bestandteil der damaligen Maschinenproduktion waren. Solche technischen Details geben wertvolle Einblicke in die industrielle Entwicklung und die Fortschritte im Ingenieurbau des frühen 20. Jahrhunderts.
Das Nähmaschinenwerk Wittenberge war jedoch nicht nur ein Beispiel für fortschrittliche Baukunst, sondern auch ein Symbol für die Industrialisierung in Deutschland. Mit seiner umfassenden Infrastruktur und seiner zentralen Rolle in der regionalen Wirtschaft prägte es die Stadt Wittenberge und die umliegende Region maßgeblich.
Feierliche Ehrung und neues Leben für historische Bauten
Die Veranstaltung zur Verleihung der Plakette war ein Highlight, das von zahlreichen Ehrengästen begleitet wurde. Dipl.-Ing. Matthias Krebs, Präsident der Brandenburgischen Ingenieurkammer, begrüßte die Anwesenden, darunter Dr.-Ing. Heinrich Bökamp, Präsident der Bundesingenieurkammer, und Oliver Hermann, Bürgermeister von Wittenberge. Besonders bemerkenswert war der Beitrag des Industriearchäologen Sven Bardua, der durch seine detaillierte Recherche spannende neue Erkenntnisse über die Geschichte und Bedeutung des Nähmaschinenwerks zutage förderte.
Mit der Enthüllung der Plakette durch Dipl.-Ing. Ingolf Kluge, Vizepräsident der Bundesingenieurkammer, erhielt das Nähmaschinenwerk offiziell den Status eines „Historischen Wahrzeichens der Ingenieurbaukunst“. Die feierliche Stimmung wurde durch musikalische Begleitung der Brassband des Marie-Curie-Gymnasiums abgerundet, und die Veranstaltung endete mit einer geselligen Feier.
Ein wichtiger Impuls für den Ingenieurbau in Brandenburg
Die Auszeichnung des Nähmaschinenwerks Wittenberge ist nicht nur eine Würdigung vergangener Ingenieursleistungen, sondern auch ein Signal für die Zukunft. Historische Bauwerke wie dieses zeigen, wie Ingenieurwissen, technische Innovation und Architektur auf faszinierende Weise zusammenkommen. Sie inspirieren uns, aktuelle und zukünftige Bauprojekte mit derselben Hingabe und Sorgfalt zu gestalten.
Für die Ingenieurinnen und Ingenieure in Brandenburg ist diese Anerkennung ein Ansporn, das kulturelle Erbe zu bewahren und gleichzeitig neue Wege in der Ingenieurbaukunst zu beschreiten. Die Brandenburgische Ingenieurkammer wird auch in Zukunft eng mit der Bundesingenieurkammer zusammenarbeiten, um bedeutende Bauwerke der Öffentlichkeit zugänglich zu machen und das Wissen um die Ingenieurkunst zu fördern.
Eine Brücke zwischen Geschichte und Moderne
Das Nähmaschinenwerk Wittenberge steht sinnbildlich für die erfolgreiche Verbindung von technischer Innovation und kultureller Bedeutung. Mit seiner Auszeichnung als „Historisches Wahrzeichen der Ingenieurbaukunst in Deutschland“ wird die Rolle der Ingenieure in der Gesellschaft und ihre Fähigkeit, nachhaltige und prägende Bauwerke zu schaffen, noch stärker in den Vordergrund gerückt. Dieses Werk erzählt nicht nur die Geschichte einer industriellen Epoche, sondern gibt uns auch wertvolle Impulse für die Zukunft des Bauwesens in Brandenburg und ganz Deutschland.
Mit dieser Auszeichnung wird deutlich, dass Ingenieurbauwerke nicht nur funktionale Strukturen sind, sondern auch als baukulturelle Schätze gewürdigt werden müssen. Solche Bauwerke prägen die Städte, in denen wir leben, und tragen wesentlich zur
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