Die Nutzung nachhaltiger Materialien rückt in der Bauindustrie zunehmend in den Fokus. Ein Forschungsprojekt der Hochschule für Forstwirtschaft Rottenburg zeigt, wie ein scheinbar ungenutztes Naturprodukt – Laub – zum innovativen Dämmstoff werden kann.
Dieses Vorhaben könnte nicht nur den CO₂-Fußabdruck der Bauindustrie reduzieren, sondern auch den Umgang mit Laubabfällen revolutionieren.
Vom Abfall zum wertvollen Dämmstoff
Jedes Jahr fallen in deutschen Städten und Gemeinden große Mengen an Laub an. Bislang wurde dieses entweder kompostiert oder verbrannt – Prozesse, die oft CO₂-Emissionen verursachen und das volle Potenzial dieses Materials ungenutzt lassen. Das Forschungsprojekt "Laub als Dämmstoff", das vom Bundesministerium für Wohnen, Stadtentwicklung und Bauwesen (BMWSB) gefördert wird, untersucht nun, ob trockene Blätter als Rohstoff für Einblas- und Plattendämmstoffe geeignet sind. Unter der Leitung von Prof. Dr. Marcus Müller läuft die Studie bis März 2026 und umfasst sowohl die technische als auch die ökologische Bewertung dieses innovativen Ansatzes.
Technologische Aufbereitung und Eigenschaften
Zunächst entwickelten die Wissenschaftler*innen einen Aufbereitungsprozess, um gesammeltes Laub zu einem nutzbaren Dämmstoff zu verarbeiten. Wesentliche Schritte sind die Trocknung, die Reinigung von Fremdstoffen und die Zerkleinerung. Die ersten Tests zeigten, dass aufbereitetes Laub ähnliche Eigenschaften wie Zellulose besitzt, insbesondere eine niedrige Wärmeleitfähigkeit.
Zusätzlich wurden grundlegende physikalische und chemische Eigenschaften des Materials untersucht:
Auf Basis der Ergebnisse entwickelte das Team spezielle Rezepturen mit Additiven und Bindemitteln, um die Anforderungen an moderne Dämmstoffe zu erfüllen. So entstanden sowohl Einblasdämmstoffe als auch Dämmstoffplatten, die umfassend getestet wurden, etwa auf ihren Wärmedurchlasswiderstand und ihre Wasserdampfdiffusionswiderstandszahl.
Ökologische und wirtschaftliche Perspektiven
Ein zentraler Aspekt des Projekts ist die Untersuchung der Verfügbarkeit von Laub als Rohstoff. Jährlich fallen in deutschen Städten große Mengen an, die oft kostspielig entsorgt werden müssen. Die Nutzung dieses Materials könnte nicht nur die Entsorgungskosten senken, sondern auch eine nachhaltige Alternative zu konventionellen Dämmstoffen bieten, deren Herstellung häufig mit hohen CO₂-Emissionen verbunden ist.
Darüber hinaus plant das Forschungsteam eine umfassende Ökobilanz des Laubdämmstoffs. Diese Analyse wird zeigen, ob das neue Material im Vergleich zu herkömmlichen Alternativen tatsächlich einen ökologischen Vorteil bietet.
Nachhaltiges Bauen mit Potenzial
Die Ergebnisse des Projekts könnten langfristig die Bauindustrie transformieren. Dämmstoffe auf Laubbasis haben das Potenzial, eine wirtschaftliche und umweltfreundliche Alternative zu konventionellen Produkten zu bieten. Insbesondere in einer Zeit, in der nachhaltige Bauweisen und der Kampf gegen den Klimawandel immer wichtiger werden, könnte diese Innovation einen entscheidenden Beitrag leisten.
Quelle. https://kurzlinks.de/pqy1