Innovativer Brandschutz: Nichtbrennbarer Füll- und Montageschaum erreicht Baustoffklasse A1

Die Bauindustrie steht vor einer neuen Ära des Brandschutzes, dank der bahnbrechenden Entwicklungen im Bereich der nichtbrennbaren Füll- und Montageschäume. Forscherinnen und Forscher des Fraunhofer Wilhelm-Klauditz-Instituts (WKI) haben einen mineralbasierten 2-Komponenten-Schaum so weiterentwickelt, dass er die höchste Baustoffklasse A1 erreicht und gleichzeitig eine geringe Wärmeleitfähigkeit aufweist.

Diese Innovation verspricht eine signifikante Vereinfachung bei der Installation von Brandschutztüren und -fenstern sowie beim Verschließen von Durchbrüchen in Brandschutzwänden.

Ein Durchbruch in der Rezepturentwicklung

In bisherigen Gebäudebereichen ohne besondere Brandschutzanforderungen kamen Füll- und Montageschäume auf Basis von Polyurethan (PU) zum Einsatz. Trotz ihrer Vielseitigkeit waren PU-Schäume bestenfalls als schwer entflammbar klassifiziert und daher ungeeignet für anspruchsvolle Brandschutzlösungen. Der neue nichtbrennbare Schaum, entwickelt in Kooperation mit IGP Chemie, GWK Kuhlmann und WF – formprojekt, stellt hier eine revolutionäre Alternative dar.

„Die Herausforderung bestand darin, die Rezeptur so anzupassen, dass die Baustoffklasse A1 `nichtbrennbar´ nach der DIN EN 13501-1 beibehalten wird und dass die Wärmeleitfähigkeit gering ist“, erklärt Dr. Torsten Kolb, Projektleiter am Fraunhofer WKI.

Umfangreiche Tests und Optimierungen

Durch intensive Forschung und Betrachtung der Wirkungsweise der einzelnen Komponenten konnten die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler fünf Rezepturen identifizieren, die alle Anforderungen an die Baustoffklasse A1 und eine geringe Wärmeleitfähigkeit erfüllten. Diese Probekörper wurden umfassend getestet – unter anderem im Bombenkalorimeter auf Verbrennungswärme, in Bezug auf Wärmeleitfähigkeit und Rohdichte sowie hinsichtlich Zug- und Druckfestigkeit, Wasseraufnahme und Aufschäumverhalten.

„Fast alle Proben haben die Prüfung im Nichtbrennbarkeitsofen bestanden“, resümiert Dr. Kolb. Dies war ein weiterer wichtiger Schritt, um sicherzustellen, dass der Schaum den höchsten Brandschutzstandards entspricht.

Praktische Anwendungen und zukünftige Entwicklungen

In praktischen Versuchen gelang es, den Montageschaum in Formen zu schäumen, um daraus Dämmboxen zur Isolation von Heizungen herzustellen. Diese Tests zeigen das Potenzial des Schaums für vielfältige Anwendungen im Brandschutz. Auch die Steigerung des Feuerwiderstands von geschlitzten Gipskartonplatten wurde erfolgreich demonstriert.

Ein Folgeprojekt, das im November 2023 gestartet ist, zielt darauf ab, die Schaumrezeptur weiter zu optimieren. Dabei stehen insbesondere die Reduzierung von Emissionen, die Verbesserung der Wasseraufnahme und die Optimierung der Wärmeleitfähigkeit im Fokus. Zudem soll eine Prototypenanlage zur industriellen Herstellung von Dämmboxen für Heizungsanlagen entwickelt werden.

Vorteile für die Bauindustrie und technische Gebäudeausrüstung

Mit der Entwicklung dieses innovativen nichtbrennbaren Bauschaums wird es für die Bauindustrie zukünftig einfacher, hohe Brandschutzvorgaben umzusetzen. Durchbrüche und Hohlräume in feuerbeständigen und hochfeuerhemmenden Bauteilen können schnell und effizient verschlossen werden. Auch Firmen im Bereich der Technischen Gebäudeausrüstung (TGA) profitieren: Sie erhalten eine einfache und effektive Möglichkeit, haustechnische Anlagen wie Heizungen mit einer brandgeschützten Wärme- und Schalldämmung auszustatten.

Quelle: https://kurzlinks.de/aekv

© Fraunhofer WKI | Manuela Lingnau
© Fraunhofer WKI | Manuela Lingnau

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