Am 5. Dezember 2024 fand im Berliner Ludwig-Erhard-Haus die AHO-Herbsttagung statt, bei der die laufende Novellierung der Honorarordnung für Architekten und Ingenieure (HOAI) im Mittelpunkt stand. Vor über 150 Teilnehmenden wurden wesentliche Fortschritte und Herausforderungen bei der Überarbeitung der HOAI thematisiert.
Herausforderungen durch die bevorstehende Bundestagswahl
Dr. Elga Bartsch, Leiterin der Abteilung Wirtschaftspolitik im Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK), berichtete über den aktuellen Stand der Reform. Sie betonte die wissenschaftlichen Grundlagen, die durch zwei zentrale Gutachten – das Planungsbereichsgutachten und das Honorargutachten – gelegt wurden. Diese bieten eine solide Basis, auf der auch eine neue Bundesregierung aufbauen kann. Dennoch machte sie klar, dass vor der Bundestagswahl im Februar 2025 keine Zeit für den Abschluss eines Novellierungsverfahrens bleibt. Die Arbeiten sollen jedoch unmittelbar nach Regierungsbildung fortgesetzt werden.
Dringlichkeit der Reform für die Branche
Dipl.-Ing. Klaus-D. Abraham, Vorstandsvorsitzender des AHO, unterstrich die Dringlichkeit der Reform. Besonders die Honorartafeln, die seit 2013 nicht angepasst wurden, müssen dringend aktualisiert werden, um den gestiegenen Anforderungen und Kosten in der Planungsbranche gerecht zu werden. Insbesondere mittelständische Büros, die einen Großteil der Planungsleistungen erbringen, sind von den steigenden Kosten betroffen. Die AHO und andere Verbände setzen sich daher dafür ein, die Reform als Priorität in den Koalitionsvertrag der neuen Bundesregierung aufzunehmen.
Wissenschaftliche Expertise als Fundament
Professor Dr. Christian Stoy präsentierte die Ergebnisse des Honorargutachtens. Innerhalb von nur sieben Monaten wurden alle Honorartafeln modelliert und an die heutigen Anforderungen angepasst. Die Empfehlungen sehen unter anderem deutliche Anhebungen der Honorare vor, um dem gestiegenen Planungsaufwand Rechnung zu tragen. Zudem wurde ein neues Leistungsbild für den Städtebaulichen Entwurf entwickelt, das die HOAI zukunftsweisend erweitert.
Rechtliche Aspekte im Fokus
Ein Highlight war der Vortrag von Professor Dr. Andreas Jurgeleit, Richter am Bundesgerichtshof. Er beleuchtete die rechtlichen Rahmenbedingungen der Bauvertragsgestaltung und zeigte auf, dass die bestehenden Gesetze innovatives Bauen nicht behindern. Gleichzeitig kritisierte er den Entwurf eines Gebäudetyp-E-Gesetzes des Bundesjustizministeriums als unausgereift und nicht zielführend.
Wirtschaftliche Lage der Ingenieurbüros
Die Jahresumfrage zur wirtschaftlichen Situation der Ingenieure und Architekten für 2023 zeichnete ein gemischtes Bild: Während Umsätze und Renditen stabil blieben, stiegen die Bruttojahresgehälter deutlich an. Die Nachfrage nach qualifizierten Fachkräften ist weiterhin hoch, was die Wettbewerbsfähigkeit der Büros vor neue Herausforderungen stellt.
Ausblick
Die AHO-Herbsttagung 2024 hat gezeigt, dass die HOAI-Reform eine zentrale Weichenstellung für die Planungsbranche darstellt. Die Grundlagen sind geschaffen, doch der politische Wille ist entscheidend. Für die Brandenburgische Ingenieurkammer und ihre Mitglieder ist die Weiterentwicklung der HOAI nicht nur eine fachliche, sondern auch eine wirtschaftliche Notwendigkeit.
Weiterführende Informationen und die Ergebnisse der Jahresumfrage finden Sie unter www.aho.de.
Wir möchten Sie außerdem auf ein interessantes Interview hinweisen, das am 17. Dezember 2024 auf DABonline veröffentlicht wurde, mit Herrn Abraham (AHO-Vorstandsvorsitzender), Herrn Dr. Bökamp (Präsident der Bundesingenieurkammer) und Frau Gebhard (Präsidentin der Bundesarchitektenkammer).