Die Holzbauquote ist in Deutschland gerade bei Mehrfamilienhäusern und Nichtwohngebäuden noch sehr gering. Sie betrug 2022 bei Mehrfamilienhäusern rund zwei Prozent und bei Nichtwohngebäuden rund vier Prozent.
Der Blick ins benachbarte Ausland zeigt, ein Marktanteil von fünf bis acht Prozent im mehrgeschossigen Hochbau sind zu erwarten. Bei Einfamilienhäusern liegt diese Quote mit rund 25 Prozent deutlich höher. Dies lässt sich auf den großen Marktanteil von Fertighausanbietern zurückführen, die wiederum stark auf Holzbau setzen. Holzbrücken spielen bisher bei Straße und Schiene keine bedeutende Rolle, während bei Rad- und Fußgängerbrücken Holz als Baumaterial an Attraktivität gewinnt. Die Auftaktveranstaltung der Holzbauinitiative der Bundesregierung Anfang Oktober 2023, beschäftigte sich vor diesem Hintergrund mit der Frage, wie der Bau mit Holz in Deutschland gefördert werden kann. Bundesingenieurkammer (BIngK) und Bundesarchitektenkammer (BAK) sind Kooperationspartner der Initiative.
Tiefergehendes Wissen fördern Die planenden Berufe haben, wenn es um den mehrgeschossigen und großvolumigen Holzbau geht, in den letzten Jahren Pionierarbeit geleistet. Nicht selten mussten sie dabei Vorbehalte auf Bauherrenseite ausräumen und Kreativität und Mut im Umgang mit einer Holzbau-widrigen Regulierung beweisen. Vor allem Architekten und Ingenieure sind dabei gefragt. BAK-Präsidentin Andrea Gebhard und BIngK-Präsident Heinrich Bökamp machten in ihrem gemeinsamen Vortrag deutlich, dass Informationen, Erfahrung und Wissen bei den planenden Berufen generell vorhanden sind. Gerade der mehrgeschossige Holzbau stellt jedoch hohe technische und planerische Anforderungen. Hier braucht es auf Seiten der Architektinnen und Ingenieure künftig vermehrt entsprechende Kenntnisse bei Werk- und Montageplanung, Brandschutz und Bauphysik. Weitere Themenfelder sind die Serienfertigung in der Entwurfsplanung, Kaskadennutzung und Kreislaufwirtschaft sowie die Anwendung von BIM oder Nachhaltigkeitsaspekte bei der Planung.
Anpassung von HOAI und Leistungsphasen Wenig förderlich für den Holzbau erweist sich die Honorarordnung der Architekten und Ingenieure (HOAI), die sich in den definierten Leistungsphasen an der konventionellen Bauweise orientiert. Der Holzbau erfordert „vorgefertigtes Bauen“ und bringt einen anderen Planungsprozess mit sich. Damit es nicht zu Verzögerungen bei der Planung und Umsetzung kommt, wäre es sinnvoll, einige in der HOAI definierten Leistungen vorzuziehen bzw. parallel zu bearbeiten.
Vergabeverfahren nachjustieren Eine weitere Hürde stellt das aktuell wenig kooperative Vergabeverfahren dar. Aufgrund des hohen Abstimmungsbedarfs bei der Holzbauweise sind kooperative Vergabe- bzw. Kooperationsmodelle vorteilhaft und sollten noch weiter in der Praxis erprobt werden. Auf Basis der so gewonnenen Erkenntnisse kann dann die Anpassung des Vergaberechtes erfolgen.
Mehr Innovationen werden benötigt In den letzten zwanzig Jahren hat sich der Holzbau, gemessen an seinen Möglichkeiten, zu langsam entwickelt. Der nachwachsende Baustoff Holz ist ein wichtiger Aspekt des nachhaltigen Bauens. Für die Kreislauffähigkeit bietet Holz durch die Wiederverwendung ganzer Bauelemente – beispielsweise durch zimmermannsmäßige Verbindungen – großartige Möglichkeiten. Die planenden Berufe können und sollten hier die Innovationstreiber sein. In einem nächsten Schritt sind Festlegungen von Standards bei Wandstärken und Trägerhöhen bei Planung und Vorfertigung hilfreich, vergleichbar zum Massiv- oder Stahlbau.
Kammern sind Multiplikatoren Für die kammergeführten planende Berufe werden Fort- und Weiterbildungsangebote rund um das Thema Holzbau an Relevanz gewinnen. Schon jetzt gibt es ein breites Angebot an Seminaren und Lehrgängen, die sich mit Holzbau beschäftigen. Mit dem absehbar steigenden Bedarf an Holzbauwissen werden die Akademien der Architekten- und Ingenieurkammern dieses Angebot deutlich ausbauen und weiterentwickeln müssen.
>> Hier geht es zur Holzbauinitiative des Bundes
>> Hören Sie hier den Podcast "Auf Holz bauen"