Die Gestaltung von Gebäudefassaden ist ein komplexes Zusammenspiel aus ästhetischen, funktionalen und konstruktiven Überlegungen. Seit der Industrialisierung des Bauens haben geometrische Prinzipien und Modularisierung eine zentrale Rolle im architektonischen Schaffen eingenommen.
Architekten stehen vor der Herausforderung, die Regelmäßigkeiten von Gebäudehüllen mit den unterschiedlichsten Anforderungen in Einklang zu bringen, sei es die Maße des menschlichen Körpers, statische Erfordernisse, bauphysikalische Eigenschaften oder die Effizienz auf der Baustelle.
Die Vielfalt der Raster
Beim Betrachten von Gebäudefassaden lassen sich verschiedene Rasterstrukturen identifizieren, die jeweils ihre eigenen Charakteristika aufweisen:
Linienraster: Ein Netzwerk aus sich kreuzenden Haupt- und Nebenachsen definiert die Struktur der Fassade.
Bandraster: Hier bilden "Doppellinien" die Achsen der Gebäudeansicht, wodurch eine horizontale Gliederung entsteht.
Versetzte Raster: Die Abstände zwischen den Achslinien sind unterschiedlich oder sie verspringen, was beispielsweise bei Gebäuden mit verschiedenen Bauzeiten oder -stilen der Fall sein kann.
Freie Rasterwahl: Die Rasterlinien folgen keiner festgelegten Geometrie, sondern werden aus der Gesamtform des Gebäudes entwickelt. Dies kann zu organisch wirkenden Strukturen führen, die sich harmonisch in die Umgebung einfügen.
Die Bedeutung von Modulen und Maßordnung
Normative Standards spielen eine entscheidende Rolle in den heutigen, stark industrialisierten Bauprozessen. Insbesondere Maßordnungen und Module dienen als Grundlage für eine effiziente und standardisierte Bauweise. Bereits seit Jahrhunderten werden bestimmte Maßeinheiten für Baustoffe festgelegt, wie zum Beispiel die Maße von Mauerwerkssteinen.
In Deutschland wurde bereits in den frühen 1860er-Jahren das sogenannte Reichsformat eingeführt, das den preußischen Fuß als Modul zur Grundlage hatte. Diese Maßordnung wurde später von Ernst Neufert weiterentwickelt. Neufert, der in den 1930er-Jahren maßgeblich an der Entwicklung von Baunormen beteiligt war, schuf das oktametrische System. Dieses System basiert auf einem Modul von 12,5 cm und ist heute noch Teil der DIN 4172 Maßordnung im Hochbau.
Die Verwendung solcher standardisierter Module erleichtert nicht nur die Planung und Ausführung von Bauvorhaben, sondern trägt auch zur Effizienz und Wirtschaftlichkeit im Bauprozess bei. Darüber hinaus ermöglichen sie eine harmonische Gestaltung der Gebäudefassaden, indem sie eine klare Strukturierung und Gliederung der Flächen ermöglichen.
Fazit
Raster, Module und Maßordnung bilden die Grundbausteine des Fassadenentwurfs und sind von entscheidender Bedeutung für die Gestaltung, Planung und Umsetzung von Bauvorhaben. Durch die geschickte Anwendung dieser Prinzipien können Architekten nicht nur ästhetisch ansprechende, sondern auch funktionale und effiziente Gebäudefassaden schaffen, die den vielfältigen Anforderungen gerecht werden.
Quelle. https://kurzlinks.de/siw9