Mehr als 400 geladene Gäste aus Politik, Wirtschaft, Wissenschaft, Kultur und Sport aus allen Landesteilen Brandenburgs waren der Einladung von 15 brandenburgischen Kammern zum 12. gemeinsamen Neujahrsempfang HORIZONTE in das Rüdersdorfer Kulturhaus gefolgt.In seiner Begrüßung verwies Wolf-Harald Krüger, Präsident der Handwerkskammer Frankfurt (Oder) – Region Ostbrandenburg, auf die grundsätzlich zuversichtliche Stimmung in der brandenburgischen Wirtschaft. Er forderte von der neuen Landesregierung, die Ergebnisse aus dem Kohlekompromiss konsequent und ohne Verzögerungen und Zugeständnisse an den Bund und Brüssel umzusetzen.
Krüger wandte sich an die zahlreich erschienenen Parlamentarier und Politiker: "Wir erinnern alle drei Parteien der brandenburgischen Keniakoalition gern an ihre fast deckungsgleichen Wahlversprechen aus dem Sommer 2019. Dazu gehören für die Wirtschaft die Zukunftsinvestitionen in die Bildung, in die digitalen Netze und die bauliche Infrastruktur." Sichtbare und zeitnahe Erfolge bräuchten mehr Kraft, mehr Mut, mehr Geschwindigkeit, mehr Vereinfachung. „Insbesondere in der Bildung und Berufsbildung darf unser ostdeutsches Bundesland nicht weiter hinterherhinken“, mahnte der Bauunternehmer. Brandenburg müsse in viel mehr Lehrkräfte und Pädagogen sowie Berufschullehrer und Ausbilder investieren. „Schul- und Berufsbildung muss in allen ländlichen Gebieten wieder zum Dorfleben gehören. Es müssen Voraussetzungen geschaffen werden, damit das Leben auf dem Lande für die Bevölkerung wieder interessant wird. Wir dürfen die ländlichen Räume nicht von der Entwicklung in Brandenburg abkoppeln.“
Für die erfolgreichen Verhandlungen zur Ansiedlung der Gigafactory von Tesla in Grünheide gratulierte er der Landesregierung. In Folge wird sich der Standort Grünheide zu einem industriellen Schwerpunkt in Brandenburg entwickeln. Viele industrielle Arbeitsplätze sorgen für steigenden Wohlstand und höhere Steuereinnahmen für das Land. Das ist die positive Seite. Es gehöre aber auch dazu festzustellen, dass Naturidylle und ländlicher Charakter in der Region verloren gehen werden. „Es wird einen erheblichen Zuwachs des Verkehrs geben.“ Befürworter und Gegner sollten jedoch in der Sache einen offenen Dialog führen, wozu auch gehöre, dass die Medien darüber ausgewogen berichten.Für die Freien Berufe unterstrich deren Präsident Thomas Schwierzy die positive Stimmung. „Freiberufler würden gern mehr Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter einstellen, finden jedoch kaum welche.“ Trotz guter Bedingungen wie flexiblen Arbeitszeitmodellen, Fort- und Weiterbildungsmöglichkeiten, Urlaubs- und Weihnachtsgeld sei es schwer, ins Rentnerdasein ausscheidende Mitarbeiter zu ersetzen oder passenden Nachwuchs zu finden. "Die Kosten für die Mitarbeiterbindung wachsen", so der Zahnarzt aus Strausberg.Ministerpräsident Dr. Dietmar Woidke unterstrich: „Wir haben eine solide Grundlage, um die sehr gute Entwicklung Brandenburgs fortzusetzen: stabile Finanzen, Wirtschaftswachstum und eine niedrige Arbeitslosenquote. Die Entscheidung von Tesla für Grünheide aber auch unser Mittelstand mit einigen Weltmarktführern zeigen, dass wir im nationalen und internationalen Wettbewerb bestehen können. Mit Großprojekten wie der Gigafactory stärken wir unser wirtschaftliches Rückgrat, und das sind und bleiben die vielen kleinen und mittelständischen Unternehmen.Mit dem Koalitionsvertrag haben wir einen guten Kompass. In diesem Jahr ist es wichtig, die Strukturentwicklung in der Lausitz voranzutreiben. Die Lausitz soll zur europäischen Modellregion für die Verbindung von Wirtschaftswachstum und Klimaschutz, von moderner Industriepolitik und Sozialpolitik werden. Eine starke Energie- und Industrieregion Lausitz ist gut für die Region und das ganze Land Brandenburg. Die Landesregierung wird deshalb beim Gesetz zur Umsetzung des Kohlekompromisses nicht lockerlassen.Ganz klar ist aber auch, wir wollen eine gute Entwicklung aller Landesteile. Hierfür müssen wir beim Ausbau und der Modernisierung der Infrastruktur, bei der Digitalisierung und bei der Fachkräftegewinnung vorankommen. Als Landesregierung kann das nur in Zusammenarbeit mit den Unternehmen, den Gewerkschaften, den Kommunen, dem Bund, der Bahn und der EU gelingen. Wir wollen eine flächendeckende Versorgung mit Glasfaser-Infrastruktur bis 2025, regional bedeutsame Gewerbestandorte sollen vorrangig erschlossen werden. Wir werden eine umfassende Arbeitskräftestrategie für Brandenburg entwickeln, mit Bausteinen von Anwerbung und Berufsbildung bis Qualifizierung und Weiterbildung. Bei der Infrastruktur haben wir viele Verbesserungen angeschoben, die Umsetzung braucht aber Zeit.“