Durchschnittlich fünfzig Jahre beträgt die Lebensdauer von Dämmstoffen, bevor sie im Zuge von Sanierung oder Rückbau als Abfall enden und entweder verbrannt oder deponiert werden. Diese alarmierende Praxis wirft Fragen auf und ruft nach Alternativen, wie eine aktuelle Studie des Instituts für Energie- und Umweltforschung (IFEU) und des Vereins Natureplus aufzeigt.
Die Ende 2021 veröffentlichte Studie "Der Gebäudebestand steht vor einer Sanierungswelle – Dämmstoffe müssen sich den Materialkreislauf erschließen" beleuchtet Gründe und Alternativen für diese Vorgehensweise.
Die Untersuchung knüpft an vorherige Forschungsarbeiten an, insbesondere an die "Ganzheitliche Bewertung von verschiedenen Dämmstoffalternativen", bei der die Wiederverwendung von Dämmstoffen in die Ökobilanz einbezogen wurde. Nun liegt der Fokus auf der stofflichen Verwertung, wobei rückgebautes Dämmmaterial als Sekundärrohstoff in die Produktion zurückfließen soll – nicht nur innerhalb, sondern auch außerhalb der Bauindustrie. Im Gegensatz dazu werden Dämmstoffe bei der thermischen Verwertung verbrannt, um Strom und Wärme zu erzeugen.
Am Beispiel Baden-Württembergs wird verdeutlicht, welche Mengen an Dämmstoffen bei Sanierung und Rückbau bis 2050 anfallen könnten. Die Studie geht auf die Besonderheiten von verschiedenen Dämmstoffen wie Stein- und Glaswolle, Expandiertem Polystyrol (EPS), Extrudiertem Polystyrol (XPS), Polyurethan (PU) sowie Holzfaserdämmstoffen ein. Durch die Analyse von Herstellung, Ein- und Rückbau, Aufbereitung und Wiederverwendung werden aktuelle und zukünftige Entsorgungswege sowie involvierte Akteure aufgezeigt.
Die Hürden beim Umlenken der Stoffströme liegen laut der Studie in gesetzlichen, finanziellen und baulichen Rahmenbedingungen. Besonders zentral erscheint die Forderung nach rückbaugerechter Verbauung, die bereits beim Bau berücksichtigt werden sollte. Der Reinheitsgrad der rückgebauten Dämmstoffe spielt eine entscheidende Rolle für Recycling oder Wiederverwendung. Dämmstoffe sollten demnach lose verbaut oder mechanisch befestigt werden, anstatt mit schwer lösbaren Klebstoffen.
Im Fazit betont die Studie, dass der Erfolg der stofflichen Verwertung davon abhängt, einen hohen Reinheitsgrad bereits auf der Baustelle zu erreichen, um aufwändige Aufbereitungsverfahren zu vermeiden. Es wird nicht nur eine akribischere Trennung der Abbruchmaterialien gefordert, sondern auch eine strenge Regulierung der thermischen Verwertung.
Die 108-seitige Studie steht kostenlos auf der Webseite des IFEU zum Download bereit und gibt einen wichtigen Impuls für eine nachhaltigere Zukunft im Umgang mit Dämmstoffen.
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Quelle: https://kurzelinks.de/0k8q