Der Baustoff Holz, der bis zum frühen 20. Jahrhundert oft wiederverwendet wurde, erfährt heute eine Renaissance im Kontext der Kreislaufwirtschaft. Trotz der bevorzugten Neuanfertigung von Bauprodukten seit der Industrialisierung birgt Holz ein enormes Potenzial für die Wiederverwendung.
Die derzeitige Praxis, Holzbauteile am Ende ihres Lebenszyklus thermisch zu verwerten oder für die Herstellung anderer Produkte zu recyceln, steht im Kontrast zu historischen Beispielen wie ländlichen Zweckbauten und jahrhundertealten Wohnhäusern, die die Langlebigkeit und Wiederverwendbarkeit von Holz zeigen.
Eine frühe und detaillierte Rückbauplanung ist entscheidend, um die Wiederverwendbarkeit von Holzbauteilen zu maximieren. Bereits in der Entwurfsphase sollten Konzepte für den Rückbau integriert werden, wobei ein hoher Vorfertigungsgrad und eine detaillierte 3D-Planung von Vorteil sind. Digitale Gebäudemodelle können Informationen über Materialien, Mengen, Qualität und Verbindungsmittel enthalten, die es ermöglichen, Bauteile für die Wiederverwendung, das Recycling oder die thermische Verwertung zu identifizieren. Eine Datenbank für rückbaufähige Projekte könnte den Austausch zwischen Fachplanern erleichtern und zukünftige Bauvorhaben effizienter gestalten.
Die Konstruktion von Holzbauteilen sollte einfach und trennbar sein, idealerweise in Modulbauweise, um den Rückbau, die Logistik, die Lagerung und den Wiederaufbau zu erleichtern. Kriterien wie einfache Konstruktionen, leicht demontierbare Verbindungen, geringe Materialvielfalt und flexible Konzepte für eine spätere Umnutzung sind zu berücksichtigen. Die Auswahl von Holzbaustoffen mit Umweltprüfzeichen trägt zur Nachhaltigkeit bei.
Prüfverfahren für gebrauchte Holzbauteile sind derzeit noch nicht ausreichend entwickelt, um die Wiedernutzbarkeit zu gewährleisten. Es bedarf verbindlicher Standards, Normen und Prüfverfahren, um die Qualität und Sicherheit wiederverwendeter Holzbauteile zu gewährleisten. Hersteller und Industrie sollten verstärkt Produkte und Konzepte zur Wiederverwendbarkeit von Holzbauteilen im Sinne der Kreislaufwirtschaft anbieten und dabei auf rechtsverbindliche Standards und Normen setzen.
Die Förderung von Wiederverwendbarkeit und Kreislaufwirtschaft von Holzbauteilen erfordert eine ganzheitliche Herangehensweise, die von der Planung über die Konstruktion bis hin zu Prüfverfahren und Industriestandards reicht. Durch die Integration dieser Prinzipien können Holzbauprojekte einen wichtigen Beitrag zur Nachhaltigkeit und Ressourcenschonung leisten.