Am 25. Oktober 2024 kamen auf Einladung der Brandenburgischen Architektenkammer (BA) Fachleute, Politiker und Institutionen zusammen, um über die Baukultur Brandenburg zu diskutieren. Dabei wurden gemeinsame Ziele und zugleich unterschiedliche Perspektiven sichtbar: Während die Architektenkammer Baukultur als kulturelles und ästhetisches Erbe versteht, erweitert die Brandenburgische Ingenieurkammer (BBIK) den Fokus auf technische und gesellschaftliche Aspekte.
Baukultur als Identitätsträger
Für die Brandenburgische Architektenkammer ist Baukultur ein zentraler Identitätsträger. Präsident Andreas Rieger erklärte, dass Baukultur „eine Heimat“ benötige, die sich auf Landesebene klar positionieren müsse. Sie schaffe nicht nur Räume, sondern präge das Erscheinungsbild ganzer Regionen und sei entscheidend für die Lebensqualität. „Brandenburg lebt von der Vielfalt seiner Städte und Dörfer, und gute Baukultur braucht daher eine langfristige Verankerung,“ so Rieger. Die Architektenkammer sprach sich für eine stärkere Vernetzung aller baukulturellen Akteure und ein gemeinsames Dach aus, das die Vielzahl an Projekten in Brandenburg sichtbar machen könnte.
Baukultur als technisches und gesellschaftliches Netzwerk
Die Ingenieurkammer betonte die Notwendigkeit eines dezentralisierten Ansatzes. Matthias Krebs, Präsident der Ingenieurkammer, vertritt eine pragmatischere Perspektive und sieht die Baukultur als „neuronales Netzwerk, das viele Akteure verbindet.“ Für die Ingenieure sei Baukultur nicht nur gestalterisch, sondern funktional und gesellschaftlich relevant – sie müsse technische Anforderungen erfüllen und die Vielfalt der Akteure in einem flexiblen Netzwerk fördern. „Wir brauchen keine zentrale Institution, sondern Raum für lokale Entfaltung und Bürokratieabbau, um Ressourcen sinnvoll zu nutzen,“ betonte Krebs. Eigenverantwortung und flache bürokratische Hürden könnten die Umsetzung baukultureller Projekte beschleunigen und ihre Qualität sichern.
Eine Stiftung für Baukultur in Brandenburg
Ein kontroverses Thema der Konferenz war die Idee eine Institution ins Leben zu rufen, wie bspw. eine landesweite Stiftung für Baukultur. Die Architektenkammer sieht in einer Stiftung eine langfristige Möglichkeit, Baukultur zu fördern und Initiativen zu bündeln. Andreas Rieger unterstrich, dass solche eine Institution als verlässlicher Förderrahmen die Position der Baukultur im Land sichern könnte.
Matthias Krebs von der Ingenieurkammer zeigte sich zurückhaltend: „Eine Stiftung für Baukultur klingt gut, ist aber kurz- bzw. mittelfristig schwer realisierbar. Es geht darum, jedem Akteur den Raum zu geben, den er für seine Projekte braucht, statt alles in einem zentralen Dach zu vereinen.“ Er verwies auf die Erfahrungen aus der Baukulturinitiative, in der unterschiedliche Interessen die Effizienz beeinträchtigt hätten. Daher sei es sinnvoller, bestehende Initiativen gezielt zu unterstützen und somit Vielfalt in der Baukultur zu fördern.
Ein Schritt in Richtung gemeinsamer Verantwortung
Die Konferenz zur Baukultur in Brandenburg verdeutlichte, dass Ingenieur- und Architektenkammer dasselbe Ziel – die Stärkung der Baukultur – verfolgen, dabei jedoch unterschiedliche Ansätze bevorzugen. Dennoch war die Veranstaltung ein wichtiger Schritt, um das gemeinsame Engagement für die Baukultur zu fördern. Die Brandenburgische Ingenieurkammer hofft, dass die unterschiedlichen Perspektiven zukünftig stärker zusammenfinden und zur langfristigen Förderung der Baukultur in Brandenburg beitragen – für ein Land, das seine bauliche und kulturelle Vielfalt erhält und die Lebensqualität seiner Bewohner steigert.
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