Die Nibelungenbrücke ist die erste Spannbetonbrücke, die über den Rhein gebaut wurde und die erste Brücke überhaupt, die im sogenannten Freivorbauverfahren entstanden ist. Diese Bauweise erlaubt es, Brücken ohne aufwendige und teure Gerüste herzustellen und hat das Bauen von Spannbetonbrücken weltweit revolutioniert.
Dr.-Ing. Heinrich Bökamp, Präsident der Bundesingenieurkammer, sagte bei der feierlichen Titelverleihung, dass die Nibelungenbrücke nicht nur Rheinland-Pfalz und Hessen, sondern auf beeindruckende Weise auch die Vergangenheit und die Gegenwart verbinde. Sie sei in wirtschaftlich schwierigen Zeiten entstanden und zeige auf beeindruckende Weise, was Ingenieurinnen und Ingenieure in der Lage waren und sind, zu leisten – auch und vor allem, wenn es darum gehe, neue Wege einzuschlagen.
Jahrhundertelang konnten die Menschen den Rhein lediglich per Fähre überqueren. Ab 1900 standen ihnen in Worms zwei Brücken zur Verfügung: eine Straßenbrücke und eine Eisenbahnbrücke. Insbesondere auf die für die Straße erbaute Ernst-Ludwig-Brücke mit ihren beiden Tortürmen war die Stadt sehr stolz. Leider wurde diese während des Zweiten Weltkrieges zerstört. Eine neue Brücke musste her. Ernst Wahl, seit 1949 Leiter der Straßenverwaltung, suchte dabei für den Brückenbau Wege aus der Stahlknappheit. Für ihn waren Wettbewerbe ein wichtiges Instrument. Bei der Ausschreibung für die Nibelungenbrücke legte er großen Wert darauf, dass er „nicht gehalten war, dem absolut billigst Bietenden den Zuschlag zu erteilen“. Außer dem Preis sollten noch Gesichtspunkte wie „Risiko, ästhetische Wirkung, fortschrittliche Bauweise, Bauzeit usw. angemessene Berücksichtigung finden“
Die Planer der Nibelungenbrücke, der Ingenieur Ulrich Finsterwalder und der Architekt Gerd Lohmer, erlangten internationale Anerkennung. Die Baufirma Dyckerhoff & Widmann, die die erste Betonbrücke ohne Gerüste über den Rhein gebaut hatte, war eine der erfolgreichsten in Deutschland und weltweit.
Alle technischen und historischen Hintergründe zur Nibelungenbrücke sind in der Publikation von Prof. Cengiz Dicleli zusammengefasst, die in der Schriftenreihe „Historische Wahrzeichen der Ingenieurbaukunst in Deutschland“ erschienen ist.
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