Am 17. September hatten 65 Teilnehmer:innen die Möglichkeit, das Innere der Langen Brücke zu besichtigen. Die Landeshauptstadt Potsdam hatte zusammen mit der BBIK zu dieser Veranstaltung eingeladen und zahlreiche Interessierte kamen vorbei, um sich die Spannbetonbrücke anzusehen.
Dipl.-Ing. Jörg Titel, Kammermitglied und Geschäftsführer der VIC Planen und Beraten GmbH in Babelsberg, führte durch die Brücke und deren Geschichte. Die historischen Steinbrücken von 1888 hatten relativ kleine Stützweiten, die den neuen Anforderungen der Schifffahrt nicht mehr genügten. 1957 begann die Planung der beiden heutigen Spannbetonbrücken durch VIC. Es wurde eine Konstruktion ohne Flusspfeiler angestrebt. Durchfahrtshöhe und Straßenhöhenlage machten eine geringe Konstruktionsdicke in der Brückenmitte erforderlich, die mit einer komplizierten Zug-Druck-Lagerkonstruktion und großen Gegengewichten erreicht wurde. Die Lange Brücke ist in statischer Hinsicht keine Bogenbrücke, wie es die Ansicht vermuten lässt. Wegen der schwierigen Baugrundverhältnisse wurde eine Stahlbeton-Rammpfahlgründung errichtet, die jedoch nach heutigen Erkenntnissen die Anforderungen nur noch unzureichend erfüllt und eine ständige Überwachung erforderlich macht. Anfang der 90er Jahre wurde bei der Vorbereitung für eine grundhafte Instandsetzung eine Überprüfung des tatsächlichen Tragverhaltens der Brücke durchgeführt. Verformungen am Tragsystem und ein rechnerisch nicht nachweisbarer Spannungszustand im Tragwerk hatten Zweifel am Funktionieren des statischen Systems aufkommen lassen. Bei der Probebelastung konnte aber nachgewiesen werden, dass die errechnete Brückenklasse 30/30 gewährleistet war. Die besonderen Lagerkonstruktionen mussten jedoch unter Vollsperrung mit aufwendiger Messtechnik neu justiert werden. Ab 2024 soll die Brücke abgerissen werden und ein Neubau entstehen. Die neue Lange Brücke soll als Stahlkonstruktion errichtet werden und voraussichtlich 2028 fertig sein.