Die Hamburger Speicherstadt, ein einzigartiges Weltkulturerbe, steht vor der Herausforderung, energieeffizienter zu werden, ohne dabei die markanten Backsteinfassaden zu verändern. Ein ambitioniertes Forschungsprojekt mit dem Namen "CO2-neutrales Weltkulturerbe Speicherstadt Hamburg" geht dieser Frage auf den Grund.
Die Speicherstadt, eine der bekanntesten Sehenswürdigkeiten Hamburgs, ist nicht nur touristisch von großer Bedeutung, sondern auch historisch und architektonisch. Jegliche äußerliche Veränderung, insbesondere durch herkömmliche Dämmmaßnahmen, ist für dieses Wahrzeichen undenkbar. Doch wie kann die Energiewende hier dennoch realisiert werden?
In einem Kooperationsprojekt zwischen der Eigentümerin HHLA Immobilien und renommierten Institutionen wie dem Institut für Werkstoffe im Bauwesen der Universität Stuttgart, der HafenCity Universität Hamburg und dem E.ON Energy Research Center der RWTH Aachen wird dieser Problematik auf den Grund gegangen. Das Ziel: die Energieeffizienz der Gebäude zu steigern, ohne die charakteristische Optik zu beeinträchtigen.
Die erste Phase des Projekts, die bis Juni 2024 läuft, konzentriert sich darauf, die Potenziale der Solarthermie zu erforschen und Alternativen zur herkömmlichen Außendämmung zu finden. Hierbei wird besonders auf die oft unterschätzten Möglichkeiten dieser Technologie geachtet. Das Projekt wird dabei vom Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz finanziell unterstützt.
Ein zentraler Bestandteil des Forschungsvorhabens ist die Umgestaltung von Teilen der Speicherstadt, insbesondere von Block H, zu einem Forschungslabor. Hier werden verschiedene Technologien erprobt, darunter hybride Dachdemonstratoren mit PV- und Solarthermieanlagen sowie eine innovative Wärmepumpen- und Speichertechnologie im Keller.
Interessanterweise verzichtet das Projekt vollständig auf Außendämmung und konzentriert sich stattdessen auf mineralische Innendämmsysteme mit minimaler Putzstärke. Diese werden in drei verschiedenen Varianten vergleichend getestet, um die optimale Lösung zu finden.
Ein weiterer Schwerpunkt liegt auf der Umstellung der Heizsysteme auf erneuerbare Energien, insbesondere Wärmepumpen, ohne dabei die bestehenden Strukturen zu stark zu verändern. Dies soll nicht nur die Energieeffizienz steigern, sondern auch Kosten sparen.
Die Forschungsarbeiten werden durch umfangreiche Messreihen während der Heizperiode im Winter 2023/2024 begleitet, um belastbare Ergebnisse zu erzielen. Diese sollen im Mai 2024 vorliegen und einen wichtigen Beitrag zur Entwicklung nachhaltiger Lösungen für den Denkmalschutz und die Energiewende liefern.
Die Speicherstadt in Hamburg zeigt damit eindrucksvoll, dass auch historische Gebäude energieeffizient gestaltet werden können, ohne ihre charakteristische Optik zu verändern. Das Forschungsprojekt könnte dabei wegweisend für ähnliche Vorhaben weltweit sein und zeigt, wie Denkmalschutz und Nachhaltigkeit erfolgreich vereint werden können.
Quelle: https://kurzelinks.de/37z9