Im Juli 2023 herrschte eine anhaltend negative Stimmung im Bauhauptgewerbe. Die aktuelle Geschäftslage wurde per Saldo negativ eingestuft (Wert: minus 9,8), während die Geschäftserwartungen noch pessimistischer waren (Wert: minus 37,1).
Die Materialknappheit, die im Mai 2022 bei 52 % der Unternehmen gemeldet wurde, ist bis Juli 2023 auf 4 % zurückgegangen. Preise für Baumaterialien wie Stahl, Bauholz und Glas sind gesunken, während energieintensive Produkte wie Zement und Bitumen weiterhin teurer wurden. Eine Verbesserung der Versorgungslage und insgesamt niedrigere Materialpreise werden für 2023 erwartet.
Behinderungen der Bauproduktion: Der Mangel an Aufträgen und Stornierungen hat weiterhin zugenommen, wobei jede dritte Firma im Juli 2023 angab, durch hauptsächlich durch Arbeitskräftemangel behindert zu werden.
Auftragseingang und -bestand: Der reale Auftragseingang im Bauhauptgewerbe ging 2022 um 9,7 % zurück und bis Mai 2023 um 15,2 % (kalenderbereinigt - 14,7 %). Die Auftragsbestände verringerten sich von 4,6 Monaten im Juni 2022 auf 4,0 Monate im Juni 2023. Der Auftragsbestand Ende März 2023 betrug nominal 73 Mrd. Euro, was jedoch einen realen Rückgang von 11 % im Vergleich zum Vorjahr darstellte.
Baugenehmigungen: Die Baugenehmigungen für neue Gebäude stiegen 2022 um 2,6 % nominal, aber aufgrund steigender Baupreise war der Anstieg real etwa 14 % geringer. Bis Mai 2023 sanken die Baugenehmigungen im Vergleich zum Vorjahr um 20 % (real etwa minus 30 %).
Wohnungsbau: Das Ziel der Bundesregierung, jährlich 400.000 neue Wohnungen zu bauen, wurde 2022 verfehlt. Die Neubauförderung und Anreize für energetische Sanierung wurden angepasst, um den Wohnungsbau zu fördern. Die Zinssätze für Hypothekarkredite sind gestiegen, was die Bauindustrie beeinträchtigt. Die Zahl der fertiggestellten Wohnungen wird voraussichtlich sinken.
Wirtschaftsbau: Die Prognose für das reale Bruttoinlandsprodukt deutet auf eine leichte Abnahme hin, aber eine tiefe Rezession wird vermieden. Der Wirtschaftshochbau erlebt im Segment Handels- und Lagergebäude einen Zuwachs. Fabrik- und Werkstattgebäude verzeichnen überraschenderweise Zuwächse. Die Investitionen der Ver- und Entsorger könnten einen "gedämpften" Abschwung im Wirtschaftsbau abfedern.
Öffentlicher Bau: Der öffentliche Bau wird 2023 aufgrund steigender Baupreise beeinträchtigt. Die finanzielle Situation der Kommunen und die Zinswende wirken sich auf die öffentliche Investitionstätigkeit aus. Der Bundesbau konzentriert sich auf den Tiefbau, während die Genehmigungen im Öffentlichen Hochbau zurückgehen.
Konjunkturprognose 2023: Das gesamte deutsche Bauhauptgewerbe wird voraussichtlich einen realen Umsatzrückgang von 6 % erleben. Die Beschäftigung im Bauhauptgewerbe hat zugenommen, aber der Markt ist nahezu gesättigt. Ein Rückgang der Beschäftigung wird erwartet, während die Unternehmen auf eine Wachstumsphase ab 2024 hoffen.
Beschäftigung im Bauhauptgewerbe: Trotz schwacher Konjunktur hat das Bauhauptgewerbe im letzten Jahr die Beschäftigtenzahl um knapp 1,7 % auf 926.660 erhöht. Dies entspricht einem Anstieg von 31,5 % im Vergleich zum Tiefpunkt 2009 und hat positiv zur Arbeitsmarktentwicklung in Deutschland beigetragen. Dennoch gibt es einen Mangel an Arbeitskräften im Bauarbeitsmarkt, insbesondere bei Facharbeitern und Bauingenieuren. Die Zahl der offenen Stellen übersteigt die Zahl der Arbeitslosen. Obwohl die Ausbildungszahlen leicht gestiegen sind, reicht dies nicht aus, um die jährlichen Abgänge in die Rente auszugleichen.
Die Branche hat vermehrt auf den europäischen Arbeitsmarkt zurückgegriffen, um die Beschäftigtenzahl zu erhöhen. Der Anteil ausländischer Beschäftigter im Bauhauptgewerbe ist von 2009 bis 2022 stark gestiegen. Aufgrund der negativen Konjunkturprognose wird erwartet, dass die Beschäftigtenzahl im laufenden Jahr bei etwa 927.000 stabil bleiben wird. Die Unternehmen planen, ihre Belegschaften zu halten, um für kommende Bauaufgaben gerüstet zu sein. Es wird erwartet, dass ab 2024 wieder eine Wachstumsphase eintritt.
Quelle: https://kurzelinks.de/u6xk