AUFRUF | Anerkennung Restaurator:in als Ingenieur:in

Liebe Freunde der Restaurierung und Denkmalpflege!
Es ist nunmehr über fünf Jahre her, das der erste akademisch ausgebildete Restaurator als Ingenieur durch die Kammer anerkannt wurde und entsprechend aufgenommen wurde. Seitdem folgten bundesweit viele Restauratorinnen und Restauratoren seinem Beispiel, sei es mit Eintrag als Freiwilliges Mitglied oder als Beratender Ingenieur.

Als Aufnahmebedingung besteht seit dem der Nachweis eines überwiegenden MINT-Anteils im Curriculum des Studiums.

Infolge der neuen Situation in der Kammer formierte sich 2018 die neue Fachsektion Restaurierung und Denkmalpflege, in deren Beirat Ingenieure und Restauratoren sich wirksam vernetzen, dabei vor allem fachübergreifend agieren konnten, aber auch berufspolitisch überaus aktiv waren. Der jährliche Tag der Restaurierung und Denkmalpflege sowie die Kooperationen in Zusammenhang mit den sog.“ Ortsgesprächen“ zeugen von dieser Aktivität.

Die neue berufspolitische Heimat bewirkte auch erste Früchte in der Interaktion mit den Ministerien der Landesregierung in Potsdam. Eine Initiative zum Berufsschutz für Restauratoren wurde wohlwollend diskutiert – bisher aber noch mit ungewissem Ausgang.

Abgeschlossen sind hingegen die Verhandlungen mit der HDI-Versicherung, wobei nun eine spezifische Berufshaftpflichtversicherung für Restaurierungsplaner abgeschlossen werden kann, bei der auch die Umsetzung von Musterarbeiten abgesichert wird.

Einen besonderen Schwerpunkt bilden zudem die Bemühungen hinsichtlich einer zeitgemäßen Regulierung in den Leistungsphasen von Restaurierungsvorhaben. Die Einbindung eine qualifizierten Fachplaners für Restaurierung ist zwar inzwischen Berufsalltag – der folgerichtige Bezug zu den Regelungen der HOAI ist aber nach wie vor lückenhaft, wird im Umfeld von Planerkollegen und Bauherren aber durchaus als zielführend bewertet. In Zusammenarbeit mit den äußerst aufgeschlossenen Kollegen vom AHO wird derzeit an einem sog. „Grünen Heft“ für Restaurierungsplanung gearbeitet.

Trotz des offensichtlichen Fortschritts stockt derzeit aber die Eintrittswelle – die Anwerbung neuer Mitglieder erscheint angesichts der großen Herausforderungen aber dringend erforderlich. Positive Signale waren jüngst vor allem im Nachgang an Informationsveranstaltungen an den Hochschulen zu verspüren, insbesondere auch hinsichtlich der Möglichkeit über das Versorgungswerk eine Altersvorsorge aufbauen zu können.

Neben der Mitgliederwerbung bleibt der Vernetzungsgedanke zwischen den verschiedenen Planern in der Denkmalpflege vorrangiges Ziel unser Initiativen. Nur in der frühzeitigen Bündelung von spezifischer Kompetenz kann ein Projekt angemessen qualitätvoll und substanzschonend geplant werden. Diese Einsicht hat in der jüngeren Vergangenheit auch zur Bildung von entsprechenden Arbeitsgemeinschaften geführt. Darüber hinaus werden von innovativen Büros vermehrt Restauratoren auch als Mitarbeiter eingestellt.

Sachliche und fachliche Objektivität erscheint Ingenieuren und Restauratoren als Basis für die gemeinsame Schaffenskraft unerlässlich; es bildet zuweilen den Gegenpol zu einer allzu sehr der Eigenschöpfung verpflichteten Grundhaltung in der Denkmalpflege. Angesichts der zukünftigen Herausforderungen in einem sich stark wandelnden Umfeld sollte die Prämisse des Denkmalschutzes im eigentlichen Sinne und auf wissenschaftlicher Grundlage weiterhin beherzigt werden – nach dem Motto: Erst die Pflicht, dann die Kür!

Bei Rückfragen stehe ich gerne zur Verfügung.

Dipl.-Restaurator (FH) Olaf Schwieger

>>Hier geht es zur Fachsecktion Restaurierung und Denkmalpflege

© decay bboellinger | pixabay.com
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